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2. Der Commodore-Untergang aus meiner Sicht - Teil 9 (von Rainer Benda)

»Und dann hatten wir noch ein Gastspiel...

...bei Amiga Technologies. Irgendwann 1995 rief mich Doc Peter Kittel an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, für Amiga Tech. zu arbeiten.

Zuerst wollte ich nicht, da ich ja meinen eigenen Laden hatte (immer noch habe, wenn auch nur noch als Pseudo-Hobby) und dennoch war es recht reizvoll dem Gedanken nachzugehen, unter der Regie von Escom eine Wiederbelebung des Amiga's mitzuerleben.

Peter teilte mir mit, Petro sei auch an Board. Das machte mir zuerst wenig Sorgen, weil Escom-Chef Schmitt der Geschäftsführer von Amiga Tech. war bzw. werden wollte, doch das änderte sich kurz nach meinem Eintritt. Er vergab den Posten an Petro, worüber auch Peter nicht sehr glücklich war. Der Grund lag darin, daß Schmitt in seinem PC-Business voll ausgelastet war und nicht noch einen Job übernehmen wollte.

In den ersten 2 Wochen (es waren insgesamt nur 5 :-) ) kam ich mir bei Amiga Tech. recht überflüssig vor. Wir hatten keine Arbeitsplätze, keine eigenen Büros und Peter und ich teilten uns ein Räumchen mit zwei Escom- Mitarbeitern, die unseren Job...sagen wir "belächelten".....nach diesen zwei Wochen erfuhren wir, daß wir nach Bensheim umziehen würden, in eigene Büro-Räume. Die Freude war groß, endlich (so dachte ich) könnte ich meinem Job nachgehen....und der umfasste eigentlich die gleichen Aufgaben wie zu C= Zeiten (Support, Aufbau von Support-Medien wie Internet, Mailbox etc. - also wieder Anlaufstation für Probleme aller Art um den Amiga herum).

Ich wurde allerdings recht schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt, denn wir mussten unsere Arbeitsgeräte selbst mitbringen, denn es gab nichts seitens Amiga Tech., nichtmal ausreichend Telefonleitungen etc. - die Sache mit den mitgebrachten Arbeitsmitteln eskalierte dann am Ende soweit (Petro dachte/denkt vielleicht immer noch, daß ich es aus Rache getan habe - zu unrecht), daß wir via Anwälte verkehrten und ich am Ende noch zu einen der Gläubigern gehörte, der auch an der Amiga Tech. Gläubigerversammlung mit seines Zeichens Konkursverwalter (Hembach) teilnahm.

Mein "Job" war es nun, mich um Kaffeemaschinen, die Organisation eines "Firmenstempels" zu kümmern, sowie um die Installation der Telefonanschlüsse u.v.m.

Ich habe das zuerst noch als "normal" angesehen, schließlich befand sich Amiga Tech. im Aufbau.

Vielleicht sollte ich hier schon meine Ansicht zu Petro kundtun, da ich "ihn" nicht an das Ende des Kapitels hängen kann, ohne die Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren.

Ich (und Peter) haben unsere Erfahrungen mit Petro bereits bei C= gemacht und wir waren nicht gerade glücklich darüber, daß er nun unser Chef war. Peter war sich immer klar, daß es zu Problemen kommen würde und ich hatte gehofft, meinen Job in Ruhe tun zu dürfen und somit einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen.

Ich habe zwar nach Jahren (als ich Petro um 1998 mal in Langen besuchte) eine Art "Frieden" geschlossen und denke mir nun mehr als ich schreibe (und eigentlich müsste ich es ihm nachmachen, ein Buch zu schreiben und evtl. noch ein paar Mark mitzunehmen), doch ich habe nicht das Bedürfnis nach einem Buch und jeder sollte auch "Informationen" bekommen, ohne daraus auch noch ein Geschäft machen zu müssen....aber jeder wie er meint.

Insgesamt ist Petro ein Typ Mensch, mit dem ich auf Dauer nicht einen Raum teilen kann....weil er mir zu cholerisch ist. Einmal springt er einem mit dem nackten Hintern ins Gesicht, 5 Minuten später ist alles wieder vergessen (bei ihm). Ich bin auch nicht der Ansicht, daß er den Amiga wegen des Amigas "gerettet" hat, er hat die Gunst der Stunde genutzt (das ist ihm sicherlich hoch anzurechnen), jemandem ein Produkt schmackhaft zu machen. Das ist ihm bei Escom und Gateway gelungen, auch wenn unterm Strich nichts für die User dabei herum kam.

Als "Chef" eines Unternehmens hätte ich an seiner Stelle einen anderen Einsatz gezeigt, als er es bis heute getan hat. Manche Entscheidung hätte (es bleibt leider bei "hätte") durch ihn stattfinden müssen, andernfalls sehe ich keine Verwendung für einen Geschäftsführer, wenn er nichts zu führen hat. Sicherlich hat Petro in diesem Bereich auch andere Erfahrungen gemacht, allerdings wäre ich an einer Stelle wo ich nicht mehr weiterkomme, aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Die "Gemeinde" und das Produkt Amiga alleine kann es nicht gewesen sein. Bei allem Respekt gegenüber Petro und auch auf meine Frage, die ich ihm in Langen gestellt habe, warum er es überhaupt noch macht (seine Antwort war, weil er dem Amiga treu bleiben will), kann ich bei aller Vernunft nicht nachvollziehen.

Ich persönlich (!) denke eher daran, daß Petro auch nicht so sehr viele Möglichkeiten hat(te), im Arbeitsmarkt eine Position zu finden, bei der er Herr der Dinge ist und zugleich "tun und lassen kann was er will".

An dieser Stelle denken vielleicht einige (Petro vielleicht auch), es wäre besser sich auf "Amiga" zu konzentrieren und mit vereinten Kräften ans Werk zu gehen, allerdings kann ich für mich persönlich nur zu dem Ergebnis kommen, daß ich meinen Teil in dieser Geschichte mehr als einmal beigetragen habe, ohne daß es sich in irgendeiner Weise ausgezahlt hätte. Weder für mich, noch für den Amiga. Von daher gehen mir Sprüche wie "Amiga Community" und "Zusammenhalt" etc., die in mir mehr das Gefühl eines Zusammenhalts einer Sekte geben, an einem gewissen Körperteil vorbei. Zu Zeiten, als ich "dabei" war, gab es schon keine Möglichkeiten, irgendwas am Geschehen zu verändern, warum sollte das gerade jetzt der Fall sein ?

Nicht aufzugeben ist eine Sache, aber sich für dumm verkaufen zu lassen, etwas anderes.

Zurück zu Amiga Tech. - wir bekamen zuerst personelle Verstärkung durch eine Kollegin seitens Escom, die für uns und vor allem Petro Sekretariatsaufgaben übernahm. Es lief bis dahin alles recht zäh und wenn wir uns mal trauten vor 21.00 Uhr den Laden zu verlassen, gab es schon Sprüche, ob wir mittags schon Feierabend machen.....fand ich wenig witzig.

Zu meinem Bedauern wiederholten sich viele Ereignisse, wie ich sie bereits von C= kannte. Den A1200 sah man damals "immer noch" als konkurenzlos zu den PCs an. Die Kombination A1200 und Scala versetzte gewisse Personen in sabbernde Zustände. Ich konnte darüber nur mit dem Kopf schütteln, ebenso Doc Peter.«

Fortsetzung folgt...

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